Eckhard von Rabenau

Eckhard von Rabenau

Kurzportrait 

* 2. Februar 1926 in Berlin
†  27 Juni 2015 in Cambridge
Pfarrer der Deutschen Lutherischen Kirche in Cambridge und East Anglia

Noch im letzten Raben, - der Rabenauschen Familienzeitung - zum Jahresende 2013 war von einem großen Familienfest in Cambridge zu lesen:
Eckhard und Gretel feierten ihre diamantene Hochzeit. In seinem Weihnachtsbrief erzählte Eckhard, dass die beiden immer noch regelmäßig zur Senioren-Uni und zum Chor radelten. Ein Jahr später war das Weihnachtsfest in Cambridge bereits über-schattet von einer schweren Krebsdiagnose. Am 27. Juni 2015 ist Eckhard, umringt von seiner Familie, in Frieden gestorben. „Cambridge ohne Eckhard ist kaum vorstellbar“, heist es in einem der zahllosen Beileidsschreiben aus seiner ehemaligen Gemeinde und in einem andern: „Eckhard was one of the great ambassadors for Jesus, an embodiment of 'they will know we are Christians by our love'.“

Von Eckhards besonderer Herzenswarme wissen alle, die ihm im Familienkreis begegnet sind. Wie tiefgreifend er als Pfarrer der deutschen Gemeinde in Ostengland gewirkt hat, davon haben die fern von Cambridge lebenden Familienmitglieder wohl nur eine blasse Ahnung. Es lag ihm ja so gar nicht, die eigene Bedeutung zu betonen. Die kleine deutsche Gemeinde ist in der Zeit seines Wirkens gewachsen und zusammengewachsen. Lange hat er darüber hinaus den Council for German Church Work in Großbritannien als Senior geleitet, viele ökumenische Kontakte gepflegt. Als am 24. Oktober in der Cambridger St. Paul's-Kirche ein Dankgottesdienst für sein Leben und Wirken gefeiert wurde, waren aber nicht nur Gemeindemitglieder, Kirchenvertreter und Honoratioren anwesend. Vielleicht sind auch Einige von den Ärmsten in der Stadt gekommen, weil er doch zusammen mit Gretel einmal in der Woche in der Suppenküche zu Mittag aß, auch wenn es nicht schmeckte. „Ich muss doch hingehen, wo mein Herr ist! “ sagte er. Er nahm es ernst, dass Jesus uns in denen begegnen will, die am bedürftigsten sind. Und man merkte: Das kam von Herzen.

Eckhard wuchs in einem Pfarrhaus in Berlin-Schöneberg auf als fünftes von sechs Kindern. Besonders nah standen ihm sein nächstältester Bruder Konrad als „Fuhrer in geistigen und geistlichen Dingen“ und seine jüngste Schwester Hildburg als „Hauptspielgefährtin“, wie er in seinem Lebensbericht schreibt. Der Vater Eitel-Friedrich von Rabenau war ein Nazi-Gegner
der ersten Stunde und Mitbegründer der Bekennenden Kirche.

Die Familie war einbezogen in die Gefährdungen und Einschränkungen, die ihn trafen. Das Vorbild des Vaters war denn auch für Eckhard „der eine wesentliche Impuls seines Lebens.“ Wie sehr ihn der Geist der Bekennenden Kirche geprägt hat, war noch bei seinem 60jahrigen Ordinationsjubiläum im Sommer 2014 zu spüren. Es gefiel ihm gar nicht, dass auf dem Fest im Cambridger Pfarrhausgarten nachmittags deutsche Volkslieder gesungen wurden. „Wir sind doch hier, um Christus zu bezeugen und nicht, um Heimatgefühle zu pflegen“, murmelte er mit gerunzelter Stirn.

Es gab aber – neben dem Vater – in seinem Leben auch noch „einen zweiten wesentlichen Impuls“: seine frühe Liebe zu Margarete Abrahamsohn, die er im Alter von 10 Jahren kennenund verehren lernte. Gretel musste wegen sogenannter „halbarischer Abstammung“ 1939 mit dem Kindertransport nach England fliehen. Erst nach dem Krieg fanden sie sich wieder und heirateten 1953.

Ein Jahr später wurde Eckhard in Berlin zum Pastor ordiniert. Dass er wie sein Vater Pfarrer werden wollte, hatte er schon mit 16 gewusst und die Wirren der Kriegsjahre haben ihn darin nur bestärkt. Mit 17 wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen, das Kriegsende erlebte er in englischer Gefangenschaft. Die Nachkriegsjahre brachten für Eckhard nicht nur Befreiung, sondern auch eine Beeinträchtigung, die ihn sein Leben lang begleiten sollte: Er erkrankte an Kinderlähmung, die seinen Traum, ein guter Sportler zu werden, zunichtemachte. Er hat darüber nie geklagt, die Erkrankung in seinem Lebensbericht nicht einmal erwähnt. Wenn er auch kein hervorragender Sportler mehr werden konnte, blieb er doch bis ins hohe Alter hinein ein leidenschaftlicher Schwimmer, Tennisspieler, Wanderer und Radfahrer. 

Die erste Gemeindepfarrstelle traten Eckhard und Gretel in Berlin-Neukölln an, in einem gerade neu errichteten Gemeindezentrum. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden von damals haben ihren jungen Pfarrer nicht vergessen. Sie erzählen immer noch mit leuchtenden Augen von ihm. Und die Familie wuchs: In den sieben Neuköllner Jahren wurden nacheinander Elisabeth, Christine und Anne geboren. 1963 wurde Eckhard an die deutsche Gemeinde in Cambridge berufen, wo im schönen viktorianischen Pfarrhaus dann noch Katherine und Caroline zur Welt kamen.

Da Eckhard in England bald auch leitende Ämter innehatte, wurde seine Entsendung nach Cambridge verlängert und schließlich die Befristung ganz aufgehoben. Die Familie war in England heimisch geworden und außerdem hatte sich ja schon gezeigt, was der Beileidsbrief jetzt aussprach: „Cambridge ohne Eckhard – kaum vorstellbar!“ Nicht vorstellbar ohne „his huge and kindly smile“, „his kindness, compassion, his infectious humour“. Nicht vorstellbar war Eckhard allerdings auch ohne Gretel an seiner Seite, die all ihre eigenen Gaben einsetzte, um Eckhard in seinen Aufgaben zu unterstutzen. Für alle, die die Cambridger Rabenaus kannten, war es eine Freude mitzuerleben, wie die Familie zusammenhielt und wie glücklich Eckhard mit seinen fünf liebevollen Töchtern und später auch mit deren Familien war. „Bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht “- der Psalm Vers war Eckhards Konfirmationsspruch, vom Vater für ihn ausgesucht.

Ein helles Wesen, Lebensneugier und Herzenswarme waren ihm wohl in die Wiege gelegt. Aber diese schonen Eigenschaften wurden bei ihm gespeist vom Vertrauen auf das Christuslicht. So war er auch für mich nicht nur ein wunderbarer Onkel, sondern auch als Christ ein Vorbild. Es kam bei ihm eben alles von Herzen.

Angelika Obert




https://www.evangelische-zeitung.de/die-juedin-und-der-pfarrer

08.08.2013

Susanne Fischer-Kremer

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