Friedrich von Rabenau

Friedrich von Rabenau

Kurzportrait 

* 10.10.1884 in Berlin;
† 15.04.1945 im Konzentrationslager Flossenbürg (OPf)
General der Artillerie a.D., Dr. h.c. lic. und erster Chef der Heeresarchive

Friedrich wurde als drittes und jüngstes Kind des Frauenarztes Dr. med. Friedrich Ludwig Eberhard v. Rabenau und der Wally Noebel geboren. Sein Vater verstarb jedoch bereits ein halbes Jahr nach seiner Geburt, woraufhin seine Mutter mit ihm und seinen beiden Geschwistern zu ihrem verwitweten Vater Wilhelm Noebel nach Eberswalde in ihr Elternhaus zurückging. 

Der ursprüngliche Wunsch von Friedrich, Pfarrer zu werden, ließ sich nicht realisieren, weil seine Mutter nicht für ein Studium aufkommen konnte. Bereits sein älterer Bruder Karl war daraufhin Marineoffizier geworden. Auch Friedrich beschloss daraufhin die Offizierlaufbahn einzuschlagen und trat in Danzig in das Artillerieregiment Nr. 72 ein. Den Ersten Weltkrieg erlebte er in verschiedenen Truppenverwendungen und war unmittelbar danach als erster Generalstabsoffizier in der 1. Garde-Reserve-division im Baltikum eingesetzt. Nach deren Demobilisierung war er kurzzeitig politisch tätig, bevor er sich für die neu aufzustellende Deutsche Reichswehr bewarb. Er wurde angenommen, da er bereits während der Zeit des Krieges und der Kämpfe im Baltikum positiv auf sich aufmerksam gemacht hatte. Zunächst im Truppenamt verwendet, wurde er als Artillerist Abteilungskommandeur im Feldartillerieregiment 1 in Königsberg/OPr., bevor er in Generalstabsverwendungen beim Gruppenkommando 2 in Kassel und als Festungskommandant von Breslau eingesetzt wurde. Die erste Verwendung als Generalmajor erlebte er als Chef der Wehrersatzinspektion in Münster/Westf. 1936 wurde er vom Chef des Generalstabes, Generaloberst Ludwig Beck beauftragt, aus dem im Umbruch befindlichen deutschen Reichsarchiv erstmalig ein zentrales deutsches Heeresarchiv zu bilden, dessen erster Chef er dann wurde.

Friedrich erlebte die politische Entwicklung im Deutschen Reich der Weimarer Republik bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten in seinen dienstlichen Verwendungen von Anfang an mit und entwickelte ein Misstrauen gegenüber den neuen Machthabern. Auch die Nationalsozialisten wurden auf ihn aufmerksam, insbesondere als Friedrich in verschiedenen Publikationen und Vorträgen anfing das NS-Regime zu kritisieren. Dies geschah zwar sehr geschickt und nie direkt angreifend, doch die Zuhörer seiner Vorträge und seiner militärgeschichtlichen Vorlesungen an den Universitäten Breslau und Münster verstanden sehr schnell was und wen er meinte.

In wissenschaftlichen Kreisen wurde er bekannt, als er 1938 den ersten Band der von Generaloberst Beck in Auftrag gegebenen Biografie des ehemaligen Chefs der Reichswehr General Hans von Seeckt herausgab. Eine zweite Auflage des ersten Bandes wurde seitens der NSDAP-Schriftleitung verboten, beim zweiten Band, der 1940 erschien, erhebliche Auflagen gemacht, die den Kern von Friedrichs Aussagen deutlich verfälschten. Er ließ sich jedoch nicht einschüchtern und publizierte weitere Schriften, in denen er sich deutlich gegen die NS-Ideologie wandte, ohne die Partei direkt anzugreifen.
Seit seiner Königsberger Zeit war er mit dem ehemaligen Bürgermeister Carl Friedrich Goerdeler gut bekannt, der später Oberbürgermeister in Leipzig wurde, als Friedrich Festungskommandant in Breslau war. Während seiner Verwendung als Wehrersatzinspektor in Münster wandte sich Bischof Clemens August Graf von Galen an ihn, da die diesem unterstehende Abtei Maria Laach befürchtete durch die NSDAP aufgelöst zu werden, wie andere Klöster auch. Friedrich vermochte es durch ein Gespräch mit dem Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, diesen von der Erhaltung der Abtei als Forschungsstätte alt-arischer liturgischer Quellen zu überzeugen.

Friedrich wurde mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zunächst wieder als Kommandeur vorgesehen und übernahm die 73. Infanteriedivision in Nürnberg, mit der er als Reserveverband für den Polen-Feldzug vorgesehen war, jedoch nicht zum Einsatz kam. Auf Intervention der Parteiführung hin musste er jedoch wenige Wochen nach der Kommandoübernahme dieses wieder abgeben und seine vorherige Tätigkeit als Chef der Heeresarchive in Potsdam fortführen. Die Partei fürchtete seinen Einfluss als Truppenführer auf die ihm unterstellten rund 20.000 Soldaten als nicht linientreu gemäß der nationalsozialistischen Ideologie.

1942 wurde er in den vorzeitigen Ruhestand versetzt und begann ein Theologiestudium an der Universität in Berlin. In den Widerstand gegen Adolf Hitler war er nicht im Detail eingeweiht. Gleichwohl stellte er Verbindungen zu führenden Generälen der Wehrmacht her und versuchte deren Haltung zum NS-Regime auszuloten. Über die Attentatspläne 1944 war er allerdings nicht informiert. Da seine Kontakte zu einzelnen Angehörigen des Widerstandes bekannt waren, wurde er im August 1944 verhaftet und kam über verschiedene Stationen im April 1945 ins Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz. Es wurde zu keinem Zeitpunkt während seiner fast neunmonatigen Haftzeit irgendeine Anklage gegen ihn erhoben. Allerdings fürchtete man seine Aussage für die Zeit nach dem Krieg. So wurde Friedrich von Rabenau am 15. April 1945 morgens auf ausdrücklichen Befehl Heinrich Himmlers durch den SS Sturmbannführer Kurt Stawizki erschossen. Ein Fernschreiben, in dem Stawizki dies nach Berlin ins Reichssicherheitshauptamt der SS meldete, wurde erst 2005 gefunden und entschlüsselt.

Friedrich v. Rabenau heiratete am 09. Oktober 1909 in Danzig Eva Kautz, mit der die beiden Töchter Eva-Dorothee und Edelgarde hatte. Er war Rechtsritter des Johanniterordens.



Quelle:
Wikipedia-Artikel über Friedrich von Rabenau
Kurt v. Rabenau: Chronik der Familie von Rabenau, Teil III D, Haus Schertendorf, Luisenlund, 1927 als Loseblattsammlung, Nachtrag 2016
Wilhelm Vorberg, Friedrich von Rabenau – ein Lebensbild, unveröffentlichtes Manuskript, o.O., ca. 1957
Nachruf auf Friedrich von Rabenau

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