* 3 Februar 1924 in Berlin;
† 23. Juli 2016 in Leipzig
Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche der Union (EKU) und Ausbildungsreferent im Sekretariat des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR.
Konrad von Rabenau wurde als viertes von sechs Kindern in ein evangelisches Berliner Pfarrhaus geboren.
Seine Jugend wurde wesentlich vom Widerstand seines Vaters Eitel-Friedrich von Rabenau gegen den Nationalsozialismus geprägt, der zu den leitenden Mitgliedern der Bekennenden Kirche gehörte. So war es durchaus folgerichtig, dass auch der Sohn Konrad Theologie studierte und sich nach Ausbildungsjahren in Tübingen, Göttingen, Jena und (West)Berlin 1949 entschloss, seinen künftigen Beruf nicht im Westen, sondern unter den politisch und auch ökonomisch schwierigen Verhältnissen in der Sowjetischen Besatzungszone auszuüben, was vor allem für seine Frau Ilse Marie (geb. Doubs), die er 1948 geheiratet hatte, nicht einfach war.
Zunächst arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Martin-Luther-Universität im ostdeutschen Halle, wo er 1955 mit einer Dissertation über „Die Entstehung des Buches Ezechiel in formgeschichtlicher Sicht“ zum Dr. theol. promoviert wurde. Gleichzeitig nahm er eine Lehrtätigkeit am Naumburger Katechetischen Oberseminar auf, einer kirchlichen Hochschule, die, anders als die Theologischen Fakultäten der DDR, in kirchlicher Verantwortung betrieben wurde. Die inzwischen mit der Adoption von Siegfried v. Rabenau am 5. März 1954 vergrößerte Familie siedelte in das nahe gelegene Naumburg um, und Rabenau lehrte dort von 1956 bis 1973 als Dozent für Altes Testament.
1973 folgte die Berufung in zwei kirchliche Leitungsgremien nach (Ost)Berlin: als Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche der Union (EKU) und als Ausbildungsreferent im Sekretariat des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. Hier wirkte Rabenau bis zu seiner Pensionierung 1989 und erarbeitete als Frucht seiner pädagogischen und theologischen Erfahrungen eine Konzeption für eine grundlegende Ausbildungsreform aller kirchlichen Berufe.
Als sich während der politischen Wende von 1989 die evangelischen Kirchen von West- und Ostdeutschland vereinigten, waren diese Pläne erst zum Teil umgesetzt und wurden nicht wieder aufgenommen. Dagegen war Rabenau mit seiner in der kirchlichen Verwaltung erworbenen Leitungskompetenz in der politischen Gemeinde von Schöneiche bei Berlin hochwillkommen, wohin die Familie 1974 aus Naumburg umgezogen war. Als ehrenamtlicher Vorsitzender der ersten frei gewählten Gemeindevertreterversammlung schuf er während ihrer ersten Legislaturperiode die Grundlage für ein demokratisches Miteinander der Parteien aus Ost und West und genoss hier in der kritischen Umbruchssituation hohes Ansehen.
Mit dem Ruhestand begann auch insofern eine neue Phase in Rabenaus Leben, als er seine bisher nur am Rande der dienstlichen Aufgaben gepflegten, vorwiegend buchgeschichtlichen Forschungsinteressen nun in den Mittelpunkt stellen konnte. Schon während seiner Dienstzeit hatte er sich um die physische Erhaltung und Katalogisierung der teilweise bedeutenden historischen Kirchenbibliotheken auf dem Gebiet der DDR bemüht. Hierbei richtete er einen Kirchlichen Zentralkatalog ein und schuf einen Ausbildungszweig für Bibliothekare in kirchlichen Bibliotheken. Legendär war die Bibliothek des Katechetischen Oberseminars, die der unermüdliche Sammler mit seinen Kenntnissen und Beziehungen aufgebaut hatte und die ungeachtet der verordneten Abschottung der Kirche (und von ihr) als beste geisteswissenschaftliche Bibliothek in der DDR galt.
Als nach dem Zusammenbruch der DDR und des Ostblocks 1989 die Grenzen zwischen Ost- und Westeuropa gefallen waren, verschwand auch die Beschränkung auf den kirchlichen Raum. Rabenau wurde Mitbegründer und führender Kopf des international besetzten „Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände“, der Fachleute und Interessenten alljährlich zu anregenden Tagungen vereint. In der Zeitschrift „Einbandforschung“ publizierte er zahlreiche Beiträge. Durch seine Tätigkeit bereitete er den Forschungen zur Bibliotheks- und Einbandgeschichte einen festen Platz an der Berliner Staatsbibliothek. Das parallel in unermüdlichem Sammlerfleiß entstandene eigene Archiv zur Bibliotheks- und Einbandgeschichte, das er in seinem Schöneicher Hause aufgebaut hatte, ist noch vor seinem Tod in den Besitz der Staatsbibliothek Unter den Linden übergegangen.
Im Jahre 1948 heiratete er Ilse Marie Doubs (geb. 1914). Sie übte ihren Beruf als Kindergärtnerin nur kurz aus und begleitete ihren Mann bis zu ihrem Tod am 28. 1. 2000. Konrad von Rabenau heiratete 2001 die Leipziger Ägyptologin Elke Blumenthal (geb. 1938).