Eitel-Friedrich von Rabenau

Eitel-Friedrich von Rabenau

Kurzportrait 

* 13.01.1884 in Schweidnitz;
† 05.10.1959 in Berlin
Pfarrer an die Apostel Paulus-Gemeinde in Berlin-Schöneberg; Führendes Mitglied der Bekennenden Kirche


Eitel-Friedrich Karl Balthasar wurde als zweites von fünf Kindern des Juristen Paul von Rabenau und seiner Frau Clara Louise, geb. Heinemann geboren. 

Der Vater stirbt bereits im Jahre 1890, die Mutter lebt mit den Kindern zunächst in Dresden, später in Naumburg. ln Dresden besucht Rabenau die Mochmannsche Lehr- und Erziehungsanstalt, später das Vitzthumsche Gymnasium, in Naumburg das Domgymnasium, an dem er 1902 sein Abitur erwirbt. 1899 wird er durch Sup. Dr. Zschimmer konfirmiert, der in Hinblick auf seine spätere Berufswahl erheblichen Einfluß auf ihn hat. Auslöser für die Wahl des Pfarrberufs aber hat der Pietist von Knobelsdorff. - 1902 nimmt er das Theologiestudium auf, studiert in Tübingen, Halle und Berlin.

Besondere Prägung erhält er durch die Professoren Theodor Häring in Tübingen und Adolf Schlatter. Der insb. durch Karl Heim in Halle wirksame pietistische Elnfluß bleibt bestimmend für sein Leben. Nach Ablegen des 1. theol. Examens 1906 geht er nach Bielefeld-Bethel, wo er in den Bodelschwinghschen Anstalten in die Krankenhaus-seelsorge eingeführt wird. Nach anschließender einjähriger Militärzeit 1907 wird er Vikar in Cottbus und nach der 2. theol. Prüfung am 13.3. 1910 ordiniert.

In Finsterwalde tritt er zunächst eine Hilfspredigerstelle an. Am 19.3. 1912 heiratet er Elisabeth Riese, die Tochter des Cottbuser Pfarrers. lm gleichen Jahr tritt Rabenau eine Stelle als Pfarrer in Jaffa Palästina an, wo er eine kleine deutsche Gemeinde zu betreuen hat, die sich zum größten Teil aus ehemaligen Mitgliedern der »Tempelgesellschaft« zusammensetzt. Die Beschäftigung mit der Geschichte dieser religiösen Gruppe setzt er 1922 in eine Untersuchung um, mit der er sich zum Dr phil. promovieren kann. Auch nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges bleibt er auf Verlangen der Kirchenleitung in Jaffa und wird dort im November 1917 von den einrückenden englischen Truppen interniert. Seine Frau und die beiden Söhne können noch kurz zuvor nach Deutschland zurückkehren. Während der drei Jahre im Internierungslager in Ägypten baut er mit den übrigen Auslandsdeutschen eine enge Gemeinschaft auf, er wird zum Koordinator der Lagerauflösung und kehrt erst 1920 nach Deutschland zurück. Zunächst geht Rabenau nach der Rückkehr aus Ägypten noch einmal nach Bethel - nun als Lehrer an der höheren Schule und Seelsorger und Verwalter von drei Behindertenhäusern sowie des Krankenhauses. Friedrich von Bodelschwingh wird ihm immer mehr zum Vorbild. ln dieser Zeit promoviert er sich an der Universität in Münster und legt sein Examen als Studienreferendar und Studienassessor ab. Am 6.5.1923 wird er als zweiter Pfarrer an die Apostel Paulus-Gemeinde in Berlin-Schöneberg berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung 1954 Dienst tut. ln Bethel und Berlin werden vier weitere Kinder geboren. 

Die früh begonnene Auseinandersetzung mit der völkisch-nationalistischen Bewegung auch im Zusammenhang der Sydower Bruderschaft lassen ihn bereits bei den Kirchenwahlen vom November 1932 in scharfer Opposition zu den »Deutschen Christen« (DC) stehen. Ihrem Programm hält er die »Zwölf Leitsätze für die Arbeit der evangelischen Kirche in der Gegenwart« entgegen, die ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus als einzigem Maßstab für Kirche und Christsein enthalten. Er wird Mitglied der Jungreformatorischen Bewegung und schließlich Mitbegründer des Pfarrernotbundes und der Bekennenden Kirche (BK). Als solcher nimmt er an den Reichs-Bekenntnissynoden in Barmen, Dahlem, Augsburg und Oeynhausen teil, ist Mitglied des Berliner und altpreußischen Bruderrates und ihrer Synoden. Die Schöneberger Kerngemeinde wird zu einer bekennenden Gemeinde, die 1939 schließlich dem von Martin Albertz initiierten »Bund der Notgemeinden« beitritt, den Rabenau für einige Zeit leitet. Seinen Protest gegenüber den DC bringt er bei verschiedenen Gelegenheiten zum Ausdruck. Er wird aufgrund seiner kritischen Haltung bereits im November 1933 zweimal für kurze Zeit vom Amt suspendiert und durch einen DC-Hilfsprediger vertreten, der aber Ende 1934 mit einem der beiden anderen Gemeinde-Pfarrer auf die BK-Seite (Bekennende Kirche) wechselt. 

Rabenau setzt sich in scharfer Weise mit dem National-sozialismus auseinander, fordert innerhalb der BK die Ausweitung des Kirchenkampfes auf die politische Ebene. Durch verschiedene Briefe an den bis August 1934 amtierenden Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, an Adolf Hitler und an seinen Vetter General Friedrich von Rabenau versucht er Einfluß auf die Entwicklungen zu nehmen und die Einheit der BK zu sichern. Am 23. Juni 1937 werden er und sieben weitere Mitglieder des Reichsbruderrates aus einer Tagung in der Berliner Friedrichswerderschen Kirche heraus von der Gestapo verhaftet. Denunziationen, Verhöre und Untersuchungs-haft bei der Gestapo folgen. Mit Einsetzen der Juden-deportation versucht Rabenau zu helfen, bietet seine Wohnung als Versteck an und beteiligt sich an der Seelsorger-Ausbildung für Judenchristen. Was andernorts in den Kirchen nicht möglich war, ist in seinen Gottesdiensten selbstverständlich: die Teilnahme von Juden, die ab 1941 den Judenstern tragen müssen. Während des Krieges bemüht er sich um die Aufrechterhaltung der Gemeinde- und Seelsorgearbeit.

Nach Ende des NS-Regimes beteiligt sich Rabenau am Aufbau der Kirche, und versucht hierbei das Erbe der BK zu bewahren. Ohne offizielles Amt erhält er jedoch eine Dozentenstelle für Praktische Theologie (Gemeindeaufbau) an der Kirchlichen Hochschule. Am 1.7.1954 wird er pensioniert. Er stirbt in Berlin am 5.10.1959. 



Quelle:
Wikipedia-Artikel über Eitel-Friedrich von Rabenau
Peter Noss: Eitel-Friedrich von Rabenau; in: BBKL; Bd VII 1994



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